Kants Auffassung vom Gewissen vor dem Hintergrund von Wolffs und Baumgartens Ethik
Kant’s Concept of Conscience against the Background of Wolff’s and Baumgarten’s Ethics
Salesianum vol. 86 (2024) n. 4, 640-666Section: Studia
Received: 08-07-2024 - Approved: 29-08-2024
Sommario
Kants Theorie des Gewissens wurde in der Forschung lange vernachlässigt, erfährt aber gegenwärtig einen Aufschwung. Was bislang jedoch fehlt, ist eine gründliche Analyse ihrer offenkundigen Hauptgrundlage: die Lehre vom Gewissen in den beiden Lehrbüchern Alexander Gottlieb Baumgartens, die Kant über Jahrzehnte hinweg seinen Ethikvorlesungen zugrunde gelegt hat. Der vorliegende Beitrag versucht diese Lücke durch eine Rekonstruktion der maßgeblichen Quellen und der sukzessiven Entwicklung von aumgartens Gewissenskonzeption zu schließen. Vor diesem Hintergrund rückt Kants Modell vom Gewissen als einem inneren Gerichtshof, das in seiner Genese näher untersucht wird, in ein helleres Licht. Es wird im Einzelnen herausgearbeitet, wo Kant auf dem Erbe von Baumgarten aufbaut und wo er darüber hinausgeht.
Parole chiave
Aufrichtigkeit | Ethik | Gewissen | Gerichtshof | Pflicht
Abstract
Kant’s theory of conscience has long been neglected in research, but is currently experiencing a boom. What has been missing so far, however, is a thorough analysis of its obvious main basis: the doctrine of conscience in Alexander Gottlieb Baumgarten’s two textbooks, which Kant based his ethics lectures on for decades. This article attempts to close this gap by reconstructing the relevant sources and the successive development of Baumgarten’s conception of conscience. Against this background, Kant’s model of conscience as an inner court of justice, the genesis of which is examined more closely, appears in a new light. It is worked out in detail where Kant builds on Baumgarten’s legacy and where he goes beyond it.
Keywords
Sincerity | Ethics | Conscience | Tribunal | Duty